Die Ergebnisse der Women´s Health Initiative-Studie (WHI) mit rund 16.000 Studienteilnehmerinnen sorgten bei vielen Frauen in den Wechseljahren für schlaflose Nächte: Die Hormonersatztherapie sei mit erheblichen gesundheitlichen Risiken verbunden, darunter Herzinfarkt, Schlaganfall, Brustkrebs, Thrombosen und Embolien, wie die Auswertung im Jahr 2002 ergab. In Folge brachen Hunderttausende Frauen die Behandlung ab oder verweigerten sie ganz. Jetzt kam heraus: Die Studie wurde fast 15 Jahre lang falsch gedeutet. „Uns Frauenärzten ist es wichtig, über diese Fehlinterpretation aufzuklären und den Frauen die Angst vor der Hormonersatztherapie zu nehmen“, sagt Gynäkologe Dr. Jürgen Klinghammer, Vorstandsvorsitzender der Ärzteorganisation GenoGyn. „Inzwischen wissen wir, dass der gesundheitliche Nutzen dieser Behandlung die Risiken bei richtiger Anwendung deutlich übersteigt.“
Erst kürzlich wiesen die beiden amerikanischen Autoren Dr. JoAnn E. Manson und MD Andrew M. Kaunitz im „New England Journal of Medicine“ auf die fehlerhafte Deutung ihrer Studiendaten hin. So habe es sich bei den Teilnehmerinnen der WHI-Studie vorwiegend um Frauen gehandelt, welche die Wechseljahre bereits hinter sich hatten. Außerdem hätten bei etwa jeder zweiten gesundheitliche Risikofaktoren wie Übergewicht und Bluthochdruck vorgelegen. Zudem rauchten viele oder litten unter Vorerkrankungen wie Diabetes und Herzerkrankungen.
„Hinzu kommt, dass alle Patientinnen dasselbe Präparat mit derselben, nach heutigem Wissensstand viel zu hohen Dosierung verabreicht bekommen haben. Das war der Kardinalfehler der WHI-Studie“, sagt Prof. Dr. Bernd Kleine-Gunk, Gynäkologe und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Prävention und Anti-Aging Medizin e.V. (GSAAM), die eng mit der GenoGyn zusammenarbeitet. Auch Prof. Kleine-Gunk möchte Frauen die Angst vor der Hormonbehandlung nehmen. Es brauche Zeit, das Vertrauen der Patientinnen in diese Therapiemaßnahme wieder zu stärken. Doch der Nutzen der Therapie – besonders im Bereich der Präventionsmedizin, sei erheblich, betont er und ergänzt: „Aktuelle Studien zeigen, dass zehntausende von Frauen unnötigerweise vorzeitig verstorben sind, weil sie auf eine Hormonersatztherapie verzichtet haben. Eine richtig angewandte Hormonersatztherapie kann das Leben verlängern, denn die Gabe von Hormonen in den Wechseljahren lindert nicht nur akute Beschwerden wie etwa Hitzewallungen und Stimmungsschwankungen. Richtig eingesetzt hat sie eine vorbeugende Wirkung gegen Osteoporose, Arteriosklerose und sogar Alzheimer.“
Frauen in den Wechseljahren, die unsicher sind, ob die Hormonersatztherapie für sie infrage kommt, vereinbaren am besten einen Beratungstermin bei ihrem Gynäkologen. Denn nicht für jede Patientin ist die Behandlung empfehlenswert. Eine bedeutende Rolle spielt hierbei das Alter. Vor allem jüngere Patientinnen zwischen 50 und 60 Jahren, bei denen die Gefäße noch gesund sind, profitieren von den Hormonen.
Mit fortschreitendem Alter ist die Einnahme allerdings mit Risiken verbunden. Zeigen die Arterien bereits deutliche Ablagerungen, sogenannte Plaques, steigt das Risiko für einen Herzinfarkt durch die Hormone zusätzlich an. „Eine vollständige Entwarnung gibt es daher nicht. Wichtig ist, dass sich die Frauen bewusst machen, dass die Hormone Östrogen und Gestagen nicht nur schlecht oder gut sind. Es kommt immer auf den richtigen Zeitpunkt der Therapie und den Gesundheitszustand der Patientin an. Die Hormonersatztherapie ist eine sehr individuelle Sache“, erklärt Prof. Kleine-Gunk.
Empfehlenswert ist die Therapie vor allem dann, wenn die Wechseljahre als Belastung empfunden werden. Nicht jede Frau über 50 hat mit starken Schweißausbrüchen, Stimmungsschwankungen oder Schlafstörungen zu kämpfen. Viele fühlen sich wohl in ihrer Haut und genießen die Lebensmitte in vollen Zügen. Andere hingegen haben aufgrund der hormonellen Veränderungen mit einer Vielzahl verschiedener Symptome zu kämpfen. Für sie gilt: Statt Augen zu und durch, lieber Augen auf und zum Frauenarzt. Dieser kann den Hormonstatus überprüfen und bei Bedarf eine darauf abgestimmte Medikation zusammenstellen. „Sollte keine Hormonproduktion mehr vorhanden sein, rate ich, die Therapie zu machen. Ist der Hormonspiegel wieder in Balance, fühlt sich die Frau deutlich besser und hormonell bedingten Erkrankungen wird vorgebeugt“, sagt Prof. Kleine-Gunk.
Die Hormonersatztherapie ist auch Teil des zertifizierten Ausbildungsprogramms in Präventionsmedizin, das von der GenoGyn gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Prävention und Anti-Aging Medizin e.V. im Januar und Februar 2017 wieder angeboten wird. Interessierte Ärzte finden Informationen zur Zusatzqualifikation in Präventionsmedizin auf der Homepage der GenoGyn (www.genogyn.de). Bei Fragen steht Ihnen die Geschäftsstelle unter der Telefonnummer 0221/94 05 05 390 oder unter der E-Mail geschaeftsstelle@genogyn-rheinland.de gerne zur Verfügung.
Quelle: GenoGyn
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