Juckreiz, Brennen, Ausfluss und Schmerzen: Das sind typische Symptome einer Scheideninfektion, die in diesen Tagen wieder auf dem Vormarsch ist. „Mit dem Frühjahr und steigenden Temperaturen nehmen auch die Scheideninfektionen insbesondere bei jüngeren Frauen erneut zu. Gründe sind die Wärmeentwicklung, das Schwitzen und, getriggert durch den Frühling, eine erhöhte sexuelle Aktivität“, sagt Frauenarzt Dr. Jürgen Klinghammer, Vorstandsvorsitzender der Ärzteorganisation GenoGyn. Die zunehmende Selbstbehandlung sehen die Frauenärzte kritisch, denn Scheideninfektionen, die zu den häufigsten gynäkologischen Erkrankungen der Frau zählen, können vielfältige Ursachen haben, die gezielt behandelt werden müssen. Andernfalls drohen Unterbehandlung und Rezidive oder eine gänzlich falsche Behandlung mit unter Umständen weitreichenden Folgen.
Pilze und Bakterien sind für den Großteil der Scheideninfektionen verantwortlich; besonders in feucht-warmer Umgebung vermehren sie sich rasant. „Verstärkt wird das sommerliche Schwitzen durch synthetische Unterwäsche und hautenge Jeans, die die Luftzirkulation im Intimbereich verhindern. String-Tangas befördern zudem Schmierinfektionen vom After in Richtung Vagina“, so Dr. Klinghammer. Auch eine erhöhte sexuelle Aktivität kann eine Scheideninfektion begünstigen, denn die Samenflüssigkeit verändert den normalen sauren ph-Wert der Scheidenflora und macht sie anfälliger für Infektionen. Besondere Sexpraktiken wie der Wechsel zwischen Anal- und Vaginalverkehr erhöhen das Infektionsrisiko deutlich, da Darmbakterien unmittelbar in die Scheide übertragen werden.
Sommerliche Badefreuden tun ein Übriges: Wasser und nasse Badebekleidung lassen die Schleimhäute im Intimbereich aufquellen und erleichtert das Eindringen von Pilzen; Chlorwasser in öffentlichen Schwimmbädern kann überdies die empfindliche Scheidenflora stören, sodass schädliche Keime leichtes Spiel haben.
„Dass ein Großteil der betroffenen Frauen zunächst in Eigenregie eine Blindbehandlung mit freiverkäuflichen Wirkstoffen wie Metronidazol oder Dequalinium versucht, führt vielfach zu einer Unterbehandlung und zu Rezidiven“, warnt der Vertreter der GenoGyn. „Ob es sich um einen Scheidenpilz oder eine bakterielle Vaginose durch Darmbakterien oder andere Verursacher handelt, kann letztlich nur mithilfe genauer Diagnostik, das heißt durch einen mikroskopischen Abstrich und das Anlegen von Kulturen, durch den Frauenarzt geklärt werden, der auch die geeignete Therapie veranlasst.“ Eine weitere Gefahr: Viele sexuell übertragbare Erkrankungen wie eine Trichomonaden-Infektion, Genitalherpes, Gonorrhö oder die häufige Chlamydien-Infektion, die unbehandelt zu Unfruchtbarkeit führen kann, verursachen die gleichen Symptome wie eine Scheideninfektion.
Der beste Schutz ist eine intakte Vaginalflora. Dort überwiegen die milchsäureproduzierenden sogenannten Döderleinbakterien, die für ein saures Milieu sorgen und verhindern, dass sich krankmachende Bakterien und Pilze vermehren. Übertriebene Hygiene mit aggressiven Seifen, Intimsprays und vor allem Scheidenspülungen sind deshalb nicht angezeigt – sie zerstören das natürliche Gleichgewicht des Scheidenmilieus. Zur Prävention einer Scheideninfektion raten die Frauenärzte der GenoGyn allerdings zur Pflege der äußeren Scheide zum Beispiel mit parfümfreiem Melkfett. Auch Milchsäure-Zäpfchen können zur Prophylaxe, oder nach dem Geschlechtsverkehr angewendet, hilfreich sein. Dr. Jürgen Klinghammer: „Vor allem bei Patientinnen mit wiederkehrenden bakteriellen Vaginosen oder Pilzerkrankungen sind eine umfassende Diagnostik, Beratung und unter Umständen eine Mitbehandlung des Darms erforderlich, denn die Darmflora beeinflusst auch die Gesundheit der Scheidenflora.“
Quelle: GenoGyn
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