Frauenarztsuche

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Präventionspotenzial nutzen: Frauenärzte fordern konsequenteres Vorgehen gegen Tabakkonsum

Rauchen gilt als das größte vermeidbare Risiko für zahlreiche schwere Erkrankungen, auch besonders für verschiedene Krebserkrankungen. Trotzdem greift in Deutschland immer noch weit mehr als jeder Fünfte zu Zigarette, Zigarre oder Tabakpfeife. Jedes Jahr sterben hierzulande über 110.000 Menschen an den Folgen ihres Tabakkonsums, etwa 72.000 darunter an Krebserkrankungen. „Diese Zahlen zeigen drastisch, welch hohes Präventionspotenzial in der Reduzierung des Tabakkonsums liegt“, sagt Dr. Jürgen Klinghammer, Vorstandsvorsitzender der Ärztlichen Genossenschaft GenoGyn. Vor diesem Hintergrund fordert die Ärzteorganisation, Maßnahmen zur Senkung der Raucherquote konsequenter umzusetzen. Durch uneingeschränkte Werbeverbote, höhere Besteuerung von Tabakprodukten und weniger Ausnahmeregelungen bei den Nichtraucherschutzgesetzen ließen sich Rahmenbedingungen schaffen, die sich drosselnd auf das Konsumverhalten und damit das Ausmaß der Folgen des Rauchens auswirkten.

Laut EU-Statistikbehörde liegt Deutschland mit einem Raucheranteil von 21,7 Prozent der Bevölkerung älter als 15 Jahre knapp unter dem EU-Durchschnitt von 24,0 Prozent. Die Ende 2016 veröffentlichten Zahlen stützen sich auf eigene Angaben von Befragten. Im Bundesgesundheitsministerium, das Raucher ab 18 Jahren berücksichtigt, wird von knapp 28 Prozent ausgegangen, wobei der Anteil von Frauen etwas niedriger ist, der von Männern etwas höher. Die Folgekosten des Rauchens in Deutschland beziffert das Deutsche Krebsforschungszentrum mit rund 79 Milliarden Euro pro Jahr. Die Summe setzt sich zusammen aus rund 25,4 Milliarden Euro an direkten Folgekosten des Tabakkonsums im Gesundheitsbereich sowie etwa 53,6 Milliarden Euro an indirekten Folgekosten zulasten der Volkswirtschaft.

Die schwerwiegenden Auswirkungen des Tabakrauchs auf die Gesundheit werden Rauchern inzwischen durch plakative Warnhinweise auf jeder Zigarettenpackung visualisiert; so zum Beispiel, dass Bestandteile des Rauchs Mutationen der Gene bewirken und dadurch Lungenkrebs entstehen lassen können. Oder dass Tabakkonsum durch die Schädigung der Blutgefäße für den Großteil der Herz-Kreislauf-Erkrankungen mitverantwortlich ist, ebenso wie für das frühzeitige Altern der Haut, für Unfruchtbarkeit oder für Impotenz bei Männern.

„Tatsächlich reichen die Folgen des Rauchens weiter“, warnt Dr. Klinghammer. So sieht die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) für Raucher ein erhöhtes Risiko, an Tumoren der Speiseröhre und der Harnwege zu erkranken. Andere Studien legen dies gleichermaßen für Kehlkopf, Mundhöhle, Blase, Nieren, für Magen und Bauchspeicheldrüse nahe. Rauchen gilt zudem als Risikofaktor für Brust- und Gebärmutterhalskrebs, und jeder zehnte Fall von Leukämie bei Erwachsenen wird mit Tabakkonsum verbunden. Auch das Risiko für Diabetes Typ 2 steigt.

Als Gynäkologe ist Dr. Klinghammer besonders alarmiert, wenn Frauen während der Schwangerschaft rauchen: „Tabakrauch kann dem ungeborenen Kind irreparable Schäden zufügen. So steigt unter anderem das Risiko für Früh- oder Fehlgeburten und eine vorzeitige Ablösung der Plazenta, aber auch die Gefahr für ein niedriges Geburtsgewicht, Herzfehler und plötzlichen Kindstod wächst“, so der GenoGyn-Vorstand. Über die epigenetische Programmierung des Erbguts noch ungeborener Kinder könne Tabakrauch überdies zu erhöhten Risiken etwa für Lungenerkrankungen im späteren Leben führen.

Die Forcierung umfassender Maßnahmen zur Reduzierung des Tabakkonsums ist für die GenoGyn alternativlos. Nur dadurch lasse sich die Anzahl tabakassoziierter Erkrankungsfälle senken. Für die Ärzteorganisation, die sich stark in der Präventionsmedizin engagiert, sind uneingeschränkte Werbeverbote sowie spürbare Steuererhöhungen geeignete Wege, dem Rauchen an Zuspruch zu nehmen. So wird die Halbierung des Raucheranteils unter jungen Menschen bis zu 17 Jahren zwischen 2001 und 2015 besonders auf deutlich gestiegene Tabaksteuern zurückgeführt. In Kombination mit weniger Ausnahmen bei den Schutzgesetzen der Bundesländer sowie mit weiteren individuellen Programmen zur Suchtprävention sieht die GenoGyn eine geeignete Basis, die gesellschaftliche Akzeptanz des Nichtrauchens weiter zu verbreitern. „Österreich diskutiert zum Beispiel gerade ein Rauchverbot bis 18 Jahre. Deutschland aber hat es bis heute nicht geschafft, die 2003 unterzeichnete Tabakrahmenkonvention der WHO und damit ein umfassendes Verbot der Tabakwerbung umzusetzen“, kritisiert Dr. Jürgen Klinghammer. Darauf hatte zuletzt auch die Partei Die Linke in einer Kleinen Anfrage an die Bundesregierung von Anfang 2017 hingewiesen.

Quelle:
Pressestelle GenoGyn
Sabine Martina Glimm
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